Wir sind heute ziemlich früh wach, vielleicht liegt es an den doch schon (oder noch?) recht munteren Möwen.
Auf jeden Fall ist es 8 Uhr als wir uns fertig machen und das Brot von inzwischen Vorgestern “genießen”.
Heute ist Halbzeit, wir sind den zehnten Tag unterwegs. Irgendwie will es heute aber nicht so richtig losgehen.
Die Stimmung ist gedrückt.
Wir machen uns schließlich auf den Weg weiter Richtung Norden.
Die Landschaft ist gefühlt auch nicht ganz auf der Höhe und irgendwie wirkt es heute deutlich grauer als gestern.
Ein erster großer Aussichtspunkt ist die Helgelandsbrua. Ein durchaus beeindruckendes Bauwerk.
Unser weg führt uns über die E6 durch Mo i Rana hindurch. Wir wollten hier eigentlich ein wenig Sightseeing betreiben, aber die Stadt ist eine einzige Baustelle und wir sind froh als wir mit Cora L. die Stadt erfolgreich wieder verlassen.
Im Hindurchfahren haben wir eine Stromschnelle mitten im Stadtzentrum entdeckt, hier zusammen mit Elas Daumen abgelichtet!
Hinter Mo i Rana steigt die Straße nach und nach immer weiter an und es wird kühler.
Neben der Straße entdecken wir wieder Eis auf den Flüssen und die Berge sind zusehends mehr schneebedeckt.
Schließlich kommen wir an einer Infotafel vorbei die uns darüber informiert, dass die E6 über den Saltfjellet passierbar und geöffnet ist.
Das ist gut, denn davon hängt unsere heutige Streckenplanung maßgeblich ab.
Es ist auch in der Tat nicht so selbstverständlich, dass diese Straße Ende Mai geöffnet ist. Sie ist bis in den Juni hinein immer wieder mal gesperrt aufgrund der Wetterbedingungen.
Kurz hinter dieser Infotafel sehen wir ein weiteres Zeichend afür, dass wir uns immer mehr dem Norden Norwegens nähern: Rentiere!
Es wundert uns etwas, dass statt einer Herde nur diese zwei Rentiere zu sehen sind, aber vielleicht gilt in dieser Herde ja mehr der Grundsatz “Klasse statt Masse”.
Oder die beiden sind für den “Touri-Fotodienst” abgestellt?
Wir folgen nun auf jeden Fall weiter der E6 und mit einmal geht es richtig schnell: der Schnee wird deutlich mehr und die Temperatur sinkt von vorher knapp 16 Grad auf nur noch 9 Grad.
Wir halten an einer Berghütte der Straßenwacht mit Venterom – einem Wartezimmer.
Die Hütte ist schön geheizt und steht direkt neben den Schranken, die im Zweifelsfall die Weiterfahrt verhindern würden.
Heute sind die Schranken geöffnet und wir nutzen die Chance ein paar Bilder zu machen.
Die Weiterfahrt findet aufgrund Elas Veto NICHT in der Pistenraupe statt, also geben wir Acht auf die per Warntafel angekündigten potentiellen Rentiere.
Nach wenigen Kilometern ist es dann soweit: vor uns befindet sich der Polarkreis.
Wir biegen auf den Parkplatz des Arctic Circle Center und bemerken, dass wir tatsächlich seit dem letzten Stop an der Wartehütte viel besser drauf sind.
Für uns ist der Polarkreis schon ein ganz großes Ziel dieser Tour, dass wirklich auch so viel Schnee liegt und wir nun wirklich da sind hebt die Stimmung enorm!
Wir schauen uns die Umgebung an.
Und ja, der Schnee liegt da wirklich so hoch.
Und genau über diese Menge Schnee rede ich, wenn ich von einem Winter rede und mir Schnee zuhause wünsche!
Alles andere zählt nicht!
Im Center durchstöbern wir dann den Shop und gönnen jedem von uns ein kleines Andenken.
Außerdem gönnen wir uns ein Mittagessen im Restaurant.
Rentierburger und -würstchen runden das Erlebnis Polarkreis kulinarisch ab.
Beim schließlich folgenden Abstieg von den über 600 Höhenmetern verpassen wir leider eine “echte” Herde Rentiere.
Wir sehen sie nur aus dem Augenwinkel beim durchfahren einer Kurve ohne die Chance anzuhalten oder nahedrauf zu wenden.
Dafür sehen wir über viele Kilometer Stromschnellen neben der Straße verlaufen.
Kurz bevor wir unseren heutigen Stellplatz erreichen gehts noch einmal einkaufen.
Heute testen wir coop mega – neben coop prix und coop extra der dritte Ableger dieser Kette.
Die coop mega Märkte bieten von den dreien das gehobenste Angebot und es gibt viele frische Gerichte und ausgefallenere Angebote.
Für uns zukünftig die zweite Wahl nach Meny.
Was uns aber auch hier negativ auffällt: das eingepackte Gemüse!
Jede Paprika ist einzeln eingeschweisst.
Und auch ansonsten: zu jedem Einkauf bekommt man eine Plastiktüte – und bisher haben wir niemanden gesehen der eine eigene Tasche mit zum Einkauf gebracht hat, immer schön die Plastiktüte und wirklich viele Produkte sind in Plastik eingepackt.
Das schmälert den Eindruck von Norwegen als “grünes Land” dann doch irgendwie.
Wir nutzen jedenfalls brav unsere eigenen Taschen – wie zuhause.
Für uns geht es aber nun zum heutigen Stellplatz: Lundhøgda Camping liegt auf einer Landzunge neben Fauske, umgeben vom Skjerstadfjord.
Der Campingplatz liegt erhöht und man hat von hier einen guten Blick auf die beiden Wasserseiten.
Es gibt WLAN, ein ADAC Gütesiegel und saubere Sanitärräume. In den 180 NOK Gebühr ist neben deren Nutzung auch bereits Strom und der WLAN–Zugang inklusive – die Leitung reicht sogar für den abendlichen Stream von Westworld aus.
Cora L. wackelt ziemlich im aufgezogenen Wind und einmal mehr prasselt der Regen aufs Dach.
Trotzdem sind wir mit dem Tag dann doch – nach dem schweren Start umso mehr – zufrieden.
Wir gehören nun zu den Polarkreisbezwingern!
Und morgen früh geht es in Richtung Bodø zum Saltstraumen – den stärksten Gezeitenstrom der Welt live erleben!
Und wisst ihr was? Das wird gut!